Ich und das Verlieren

Es ist schwer für jeden, für mich kann es die Hölle sein. Ich bin an sich ein guter Verlierer, es sei denn ich weiß, dass ich hätte gewinnen sollen. Klingt komisch, ist auch so.

Normalerweise gebe ich sofort zu, wenn ich Dinge nicht weiß. Ich halte nichts von dieser dämlichen Taktik, so auszusehen, als ob ich Bescheid wüsste, denn meistens finden es die anderen heraus, oder sie spüren, dass es nicht stimmt. Also stehe ich hin und wieder bei scheinbar einfachen Dingen da und sage: Weiß ich nicht, kann ich nicht, erklär mal kurz. Ich kann ausschließen, dass ich mit Unwissenheit, oder Unfähigkeit kein Problem habe. Es ist keine Schande etwas nicht zu wissen, nur dumm bleiben zu wollen. Es ist erst Recht keine Schande etwas nicht zu können, kann man ja lernen.

Wenn ich aber weiß, dass ich etwas gut kann, und äußere Umstände dafür sorgen, dass es trotzdem nicht klappt…. Houston, wir haben ein Problem.
Sofort poppen die alten Bekannten Selbstzweifel, Wertlosigkeit, Versagertum, Wut gegen sich selbst, Schuldzuweisung und Verzweiflung auf. Absolut lächerlich, wenn ich doch weiß, dass ich es kann. Aber so ist die Natur des Biestes, welches sich in meinem Kopf eingenistet hat. Selbst rationale Herangehensweisen vermögen es nicht, die lauten Stimmen zu ertränken, die mich dann quälen. Wenn so etwas einmal passiert, kriege ich es meist schnell in den Griff. Aber wenn es erneut passiert – dann hat Deutschland eine neue Küstenlinie.

Ich kann froh sein, wenn meine Freundin in der Nähe ist, weil sie mich dann sofort auffängt. Ja, ich bin mir nicht zu fein zuzugeben, dass ich dann Trost brauche. Nicht im Sinne einer supertollen Ansprache oder so. Ich muss in den Arm genommen werden. Ganz banal, wie ein kleines Kind. Dann zerfließe ich eine Weile vor mich hin, möchte einfach nur sterben und bestrafe mich in Gedanken selbst. Es ist mir sogar vor meiner Freundin peinlich, aber so ist es nun einmal. Es tut weh, es ist sinnlos, es wirft mich in eine depressive Phase. Aber es ist, wie es ist. Ich will gar nicht davon reden, wie es ist, wenn niemand da ist, wenn ich es einfach nur ertragen muss.

Ich teile diese kleine Anekdote nicht gerne. Ich teile sie nicht, weil ich mir viel davon erhoffe. Ich teile sie nicht, weil sie mich in einem guten Licht dastehen lässt (was sie ja nicht tut). Ich teile sie nicht, um Mitleid zu erheischen. Ich will es loswerden, weil ich nicht weiß, was ich sonst damit anfangen soll.

Vielleicht habt ihr ja jemanden in eurem Umfeld, der ähnlich reagiert, von dem ihr gar nicht wisst, wieso das so ein Jammerlappen ist. Vielleicht habt ihr einen Depressiven in der Nähe und bisher nicht gewusst, was ihr tun sollt. Nehmt ihn in den Arm. Redet nicht, denn gegen die Dämonen in seinen Kopf könnte nicht einmal ich anreden. Obwohl ich ein versierter Redner und depressiver Experte bin. Manchmal braucht man etwas menschliche Nähe, selbst wenn man nicht so wirkt.

Bewertet andere nicht andauernd, ihr wisst nicht, was ihr auslösen könnt. Und wenn ihr es auslöst, dann solltet ihr wenigstens die Konsequenzen kennen. Das heißt nicht, dass ihr mich oder irgendwen wie ein rohes Ei behandeln sollt – aber bleibt fair und demütig. Manchmal sind die Dinge nicht so, wie man zuerst denkt.

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2 Antworten zu Ich und das Verlieren

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