Wo finde ich Hilfe bei Depressionen als Betroffener?

Danke, lieber Björn, für diese Anregung. Ich greife sie gerne auf, denn in der Tat gibt es diejenigen unter uns, die von sich aus so geblockt sind, dass schon das Suchen nach Adressen für die Hilfe zu unmöglich ist. Hier eine kleine Sammlung von Tipps und Anlaufstellen von mir. Den Schritt zuzugreifen muss jeder selbst gehen, aber ich gebe mir Mühe einfache erste Schritte aufzuzeigen. Wenn alles so unendlich schwerfällt, wählt man am besten die Variante für sich, die gerade noch so machbar ist. Man muss nicht den ganzen verdammten Berg auf einmal erklimmen. Mache einen winzigen Schritt, das ist nicht so anstrengend und gibt einem erst einmal wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das der Ansporn sein kann weiterzugehen. Lass dir die Zeit, die du brauchst. Niemand außer dir kann und wird entscheiden, was du kannst, oder wie du anfängst. Atme durch, lass dich nicht stressen und verstehe Hilfsangebote von anderen als Zeichen, dass du ihnen doch ein klitzekleines Bisschen bedeutest. Auch wenn es absolut unglaublich erscheint.

 

Anonyme Hilfe

Telefonseelsorge. Es ist total egal, welche. Du musst deinen Namen nicht nennen und niemand darf etwas darüber erzählen, wie es dir geht, wer du bist und was du erzählt hast. 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222. Diese Seelsorge ist kostenfrei und wird von den christlichen Kirchen getragen. Du musst aber weder Christ, noch gläubig sein. Da arbeiten Menschen, die sich gerne um andere kümmern, die gerne helfen und Verständnis dafür haben, dass wir alle unsere schwachen und dunklen Seiten haben. Die versuchen dich nicht zu konvertieren, die nehmen dich ernst und sie haben Erfahrung und werden ständig aus- und weitergebildet. Wenn du sonst niemanden hast, gib dir einen Ruck. Das Schlimmste, was dir passieren kann, ist, dass jemand sagt: Es tut mir leid, zu hören, dass es dir dreckig geht. Manch einem soll das schon geholfen haben wieder vom Sims zu steigen.

Freunde

Das hier ist eher eine fortgeschrittene Methode, würde ich behaupten. Bei Freunden schwingen große Gefahren mit, es hat aber seine Vorteile. Gut ist, dass Freunde deine Geschichte kennen, oder Menschen, die in ihr vorkommen. Vielleicht vertraust du ihnen aber einfach und deshalb ist es leichter, als deine Tränen einem Fremden anzuvertrauen. Aber Vorsicht ist geboten, denn Freunde sind eben Freunde. Wer dich liebt, der wird vermutlich alles tun, um dir zu helfen. Vielleicht auch zu viel. Möglicherweise wirst du im Nachhinein nicht mit der Konsequenz leben können, dass ein Freund von dir nicht mehr richtig mit dir umgehen kann. Denk immer daran, dass ein Nicht-Depressiver dir unmöglich komplett folgen kann. (Was ich auch für gut erachte.) Professionell ausgebildete Menschen können zumindest anhand ihrer Erfahrung Vergleiche ziehen und stehen nicht wie der Ochs vorm Berg.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein Freund dich derart missversteht, dass er zu verstärkenden Stereotypen greift. „Reiß dich mal zusammen, das wird schon wieder. Du hast Schlimmeres überstanden. Du depressiv? Nein, unmöglich, du hast nur eine schlechte Woche erwischt.“ Das ist dann zwar gut gemeint, kann aber massiv schaden. Überlege dir genau, ob eure Freundschaft damit umgehen kann.

Ein Arzt

Ja, es klingt etwas merkwürdig, aber oft kann zum Beispiel ein Hausarzt eine gute erste Anlaufstelle sein. Meine persönlichen Erfahrungen bestärken mich in dieser Aussage. Sofern du gute Erfahrungen mit deinem Arzt gemacht hast, würde ich dir empfehlen, darüber mal nachzudenken. Gut, wenn es sich um einen „Wie lange wollen Sie krank sein?“ Arzt handelt, würde ich das lassen. Aber ich hatte das Glück, dass ich sofort ernst genommen wurde und selbst ohne direkte Hilfestellung an die richtigen Stellen verwiesen wurde. Man hat es mir ermöglicht, eine Atempause zu bekommen, um nicht über die Klinge zu springen. Als erste Stelle, wenn man denn den Mut gefasst hat, sich helfen zu lassen, eine gute Option.

Psychologen/Beratungsstellen

Hierunter fallen Schulpsychologen, psychologische Dienste an Universitäten usw. Ich wurde zum Beispiel in meinem zweiten Studium diagnostiziert, von einem Psychologen solch eines Dienstes. Es war eines der stressigsten, aber besten Erlebnisse, was meine Krankheit betrifft. Anfangs ist es schwer, sich damit abzufinden, dann verstärkt es die Krankheit, weil man weiß, dass man sie hat. Alles beginnt hoffnungslos zu sein. Allerdings ist es die einzige Chance, aktiv dagegen anzugehen, denn nur einen Feind, den du erkannt hast, kannst du bekämpfen.

Ich würde diese Art des ersten Schrittes als die beste Art bezeichnen, denn nur durch eine professionelle Diagnose kannst du effektiv anfangen dagegen anzuleben. Klar ist es gut, wenn du dich per Test schon einmal eingestuft hast, wenn du ahnst, was du hast – aber es gibt viele Krankheitsbilder, an denen Depressionen beteiligt sind, oder die ähnliche oder gleiche Symptome haben. Da wir dazu neigen uns Dinge einzureden, wäre es aber anzuraten, sich zuerst eine fachliche Diagnose einzuholen. Sonst machen wir uns auf Dauer lächerlich mit unserer theatralischen Selbsteinschätzung und haben doch etwas Anderes, Unvermutetes. Außerdem kann es enorme Schäden mit sich bringen, wenn wir uns selbst falsch diagnostizieren und daher an den falschen Stellen ansetzen.

Hol dir fachlichen Rat, eine Diagnose und du kannst anfangen, dir selbst zu helfen. Ich kann das nicht oft genug betonen. Spiel nicht den Zauberlehrling mit deinem eigenen Leben. Du hast hier keine Speicherfunktion, keine Rückspultaste und kein Sicherheitsnetz.

Das Internet

Die allmächtige Wunderheilwaffe unserer Zeit. Wie bei allen Dingen im Netz ist Vorsicht geboten. Nicht alle Seiten sind korrekt oder werden professionell betrieben. Das bedeutet nicht, dass sie nicht helfen können. Aber schau genau hin. Werte für dich selbst, was du gebrauchen kannst und was nicht. Immerhin ist dieser Blog selbst unprofessionell. Ich bin kein ausgebildeter Psychologe, sondern selbst Betroffener. Solltest du aber das Gefühl haben, dass ich dir helfen kann, ja dann schreibe mir doch einfach. Es kann nichts Schlimmeres passieren, als dass ich dir mitteile, dass es mir selbst in diesem Moment nicht gut genug geht, um dir zuzuhören. Aber ich garantiere dir, dass ich dir keine blöden Allgemeinplätze anbieten werde. Bei mir gibt es keine Wohlfühllügen oder -sprüche. Und ich koste nichts, weil ich eben so eine billige Nummer bin.

Ich würde folgende Seiten als hilfreich weiterempfehlen wollen:

http://www.frnd.de/

http://www.deutsche-depressionshilfe.de/

http://www.buendnis-depression.de/

Du findest sicher mehr Seiten, die Hilfe bieten, oder einfach nur Informationen. Eine einfache Suche mit dem Namen deiner Stadt und den Begriffen Depression oder psychologische Hilfe und Ähnliches wird Ergebnisse liefern.

Eine reine Internetsuche allerdings birgt die Gefahr, dass du das Fenster wieder schließt und es damit beim guten Vorsatz geblieben ist. Als zusätzliche Quelle interessant, aber du wirst dich hier zusätzlich motivieren müssen, um einen wirklichen Nutzen daraus zu ziehen.

Auch diverse Selbsthilfegruppen sind hier zu finden, was ein guter erster Schritt in Richtung professionelle Hilfe bedeuten kann. Trau dich nur einmal, ab dann wird es bedeutend einfacher. Jeder von uns ist unterschiedlich, manche mögen sowas, andere nicht. Du kannst aber später wieder zurück ins dunkle Loch, nachdem du es probiert hast. Umbringen kann man sich später immer noch.

Ich hoffe, dass du bei meinen Tipps und Überlegungen etwas für dich finden konntest. Meine Liste ist sicher nicht vollständig und eventuell hast du gute Anregungen und Ideen. Falls dem so ist, schreibe es mir doch, ich füge das dann gerne zum Artikel hinzu!

 

Dein Hautloser

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2 Antworten zu Wo finde ich Hilfe bei Depressionen als Betroffener?

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