Lügner haben oft das Problem, dass sie Menschen belügen, die sie nicht kennen. Dann ist es besonders schwer, eine Lüge effektiv anzubringen, denn man weiß ja nicht, wie aufmerksam die andere Person ist. Der Lügner weiß nicht, was das Gegenüber schon weiß, oder das Gegenüber ist schwer zu lesen und schon wird man nervös. Man will ja nicht beim Lügen erwischt werden. Doch niemand sollte an dieser Stelle verzweifeln, denn es gibt ja ein paar Tricks von mir, wie man mit dieser Situation umgehen kann.
Die Grundwahrheit über das Lügen
Du willst belogen werden. Er will belogen werden. Sie will belogen werden. Wir alle wollen belogen werden. Denn die Wahrheit tut mitunter weh. Wir Menschen sind verdammt gut darin, die Wahrheit auszublenden, wenn wir uns nicht bereit fühlen, mit dem Schmerz umzugehen. Heutzutage ist das kaum jemand. Lieber verstecken wir uns hinter unseren eigenen kleinen Lebenslügen und sitzen aus, was uns am Ende zerstört. Wobei das nicht das Thema ist. Und nicht nur heutzutage so ist. Aber ist ja kein Philosophie-Blog hier.
Die wichtige Information hier ist, dass wir alle mit Freuden die kleinen Lügen schlucken, die wir uns selbst füttern und die andere uns anbieten. Die Wahrheit ist, dass wir gemocht werden wollen. Wir wollen glauben, dass alles in Ordnung ist, denn unsere Welt ist so schon kompliziert und anstrengend genug. Nur die wenigen Menschen, die sich aktiv dazu entscheiden den schwereren Weg zu gehen, oder die unglücklichen Seelen, die keine andere Wahl haben – nur diese Menschen gehen direkt durch den Schmerz.
Meine Freundin ist nicht fremd gegangen. Dann verliere ich sie. Nein, kann nicht sein.
Niemals würde mein Freund hinter dem Rücken so über mich sprechen, das will ich mir nicht ausmalen. Kann gar nicht sein.
So fies bin ich nie zu meiner Mutter gewesen. Ich könnte mir nicht mehr selbst in die Augen schauen, wäre das wahr. Unmöglich.
Ich habe niemals eine Lüge erzählt. NIE! Du würdest mich ja nie wieder respektieren. Niemals!
Klar waren die Bösewichter Ausländer! Kann nicht sein, dass meine Landsleute so verdorben sind. Dann könnte ich meinen völkischen Irrglauben ja nicht mehr vertreten, wie armselig wäre das?
Wir sind im Grunde genommen ein Haufen elendiger Kreaturen – aber wir machen es uns selbst und anderen einfach uns zu belügen. Im Schnitt darfst du annehmen, dass die Menschen, denen du begegnest, absolut bereit sind dir Lügen abzukaufen. Alltagslügen sind fast sicher, selbst unangenehme Wahrheiten werden gerne weggedrückt. Wobei man vorsichtig sein muss sind die Lügen, die zu einem direkten, messbaren Nachteil für Menschen werden. Finanzielle Verluste, materielle Verluste und bedrohliche Auswirkungen bedürfen mehr Arbeit, als nur die Lüge zu erzählen.
Das Sandwich-Prinzip
Kennt jeder, also wie man ein Sandwich macht. Brotscheibe, Auflage, Brotscheibe. Variabel durch verschiedene Auflagenschichten. Schaust du von oben oder unten auf das Sandwich, so siehst du nicht richtig, was zwischen den Scheiben klemmt. Genauso kann man auch Lügen.
Das einfachste Rezept lautet: Wahrheit, Lüge, Wahrheit.
Damit ist gemeint, dass man eine Lüge wunderbar zwischen zwei Wahrheiten verstecken kann. Das führt dazu, dass der Belogene einigen Aufwand betreiben muss, um die Lüge herauszufiltern. Denn die beiden Wahrheitsschichten bestehen in diesem Fall aus zwei relativ leicht nachzuvollziehenden Wahrheiten. Damit ist sichergestellt, dass der Belogene erst einmal damit bedient wird, was er haben will – der Wahrheit. Nachdem er zwei Aussagen leicht nachvollziehen konnte, ist es wahrscheinlich, dass er sich nicht mehr die Mühe machen wird, die dritte Aussage im Bunde in Zweifel zu ziehen. Lüge abgekauft. Die besten Lügner passen ihre Wahrheiten der Lüge an. Sie sollten dem Grundthema ähnlich sein, damit die Lüge komplett mit der Wahrheit verschmilzt. Ein scheinbar schlüssiger Ablauf von Argumenten wird alle die erfolgreich täuschen, die sich gerne belügen lassen.
Die fortgeschrittene Variation des Rezeptes lautet: Lüge, Wahrheit, Lüge.
Vorsicht, hierfür bedarf es einiger Übung und durchdachtem Vorgehen. Dafür kann man dieses Prinzip auf zwei Arten anwenden. Die erste wäre es die beiden zu erzählenden Lügen mit einer unwiderlegbaren Wahrheit zu unterstützen. Das birgt ein hohes Risiko entlarvt zu werden. Hier hat der Lügner stark darauf zu achten, welche Wahrheit er heranzieht, um die Lügen zu untermauern. Da die Diffizilität hier so hoch ist, mache ich ein Beispiel:
„Ich würde doch in so einem Fall nicht lügen! Das Risiko, dass du mir nie wieder vertraust und ich dich für immer verliere, ist zu groß! Ich schwöre dir, ich habe mit der Schlampe nicht rumgemacht.“
Vorsicht – diese Abfolge ist ausgelutscht, aber in vielen Fällen immer noch mächtig genug, dass sie funktionieren kann. Ich rate stark davon ab dieses Beispiel zu benutzen. Ich denke aber, dass das Prinzip klar wird. Wenn der Belogene einen gut kennt, dann besteht eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Lügner erkannt wird. Wiederum am besten anzuwenden, wenn der Belogene sich täuschen lassen will.
Die zweite Art, dieses Prinzip zu benutzen, ist trickreicher, aber bedeutend schwerer zu durchschauen. Es geht dabei darum die Wahrheit so darzustellen, dass sie wie eine Lüge erscheint. Damit kann man indirekt Lügen, indem man die Wahrheit sozusagen diskreditiert. Es geht dabei darum, dass man manchmal die Wahrheit nicht verbergen kann. Aber man kann versuchen, die Leute dazu zu bringen, dass sie sie offenen Auges ablehnen.
Die Lügen sollten gut gewählt sein, so dass sie zum Beispiel auf ironische Art und Weise verstanden werden, damit man dann nach kurzem Zögern lachend die Wahrheit als eine witzige Verdrehung der Tatsachen empfindet.
Die Lügen müssen erkennbar welche sein, ohne den Verdacht zu erwecken gezielt platziert worden zu sein. Am besten wählt man hier einen verschwörerischen Ansatz, oder eben einen ironischen, der den Belogenen zum eingeschworenen Insider macht. Denk dran, dass Menschen gerne dazu gehören, gerne gemocht werden wollen und damit oft sehenden Auges ignorieren, dass sie belogen werden.
Zu guter Letzt die höchste Form des Sandwich-Prinzips
Das Rezept lautet: gemischte Schichten. Hier ist kulinarischer Freestyle angesagt. Mische Lügen und Wahrheiten kreativ zusammen. Variiere die Stimmung der Unterhaltung, konstruiere mit Feingefühl verschiedene Ebenen der Manipulation. Wie bei einem gemischten Salat vermengen sich die Lügen und Wahrheiten zu einem nicht zu erkennenden Ganzen, welcher aber unheimlich gut schmeckt. Da es hier naturgemäß unendlich viele Abwandlungen gibt, will ich nur kurz sagen, dass man sich hier nur heranwagen sollte, wenn man gut beim Organisieren und Merken ist. Viel Aufwand, aber hat das Potenzial undurchschaubar zu sein.
Hausaufgabe
Die Lektion für heute könnte lauten: Mach dich frei von deinen Ängsten gegenüber anderen Menschen. Höre auf dazugehören zu wollen. Höre auf, gemocht werden zu wollen, höre auf zu glauben, nur weil es weniger schmerzhaft ist. Du wirst dadurch zu einem besseren Lügner. Du lernst zu erkennen, in welcher Situation du welche Lüge einsetzt. Die Ironie an der Sache ist, dass du dadurch zu einem anderen Menschen werden kannst, zu einem der lernt die Wahrheit als Chance zu begreifen. Zu einem, der sich selbst entwickelt zu jemandem, der öfter die Wahrheit wählt, als die Lüge, weil er erkennt, dass hier mehr Liebe und Miteinander existiert und sich das besser anfühlt.
Aber ein Restrisiko ist ja immer dabei.
Dein Hautloser